Geheimnisvolle Schriftzeichen

AUSSTELLUNG: Rolf Hannes beim Kunstverein Schwetzingen
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Soltendiek

Renoviert und frisch gestrichen glänzt das Palais Hirsch am Schwetzinger Schlossplatz von innen und außen. Drinnen zeigt der emsige Schwetzinger Kunstverein derzeit eine Ausstellung mit neuen Arbeiten des vielseitigen Künstlers Rolf Hannes. Der auch in Mannheim nicht unbekannte Maler, Zeichner und Plastiker liebt schon seit seiner Kindheit das Buch und das, was damit zusammenhängt: Druck und Schrift. Eine seiner Passionen ist es nach wie vor, künstlerische Bücher herzustellen - sie zu bemalen, in ihnen zu dichten, zu schreiben und zu zeichnen. Eine kleine Auswahl dieser Künstler-Bücher ist in Schwetzingen in der Vitrine zu bewundern.

Fast ausschließlich von der Verbindung Schrift + Malerei beziehungsweise Zeichnung leben dagegen die Gemälde. Da gibt es beispielsweise die kleinformatigen Notizbilder wie "Ein gantz ABC" oder "Ophelia". In ihnen ist der Bildgrund in verschiedenartigen Schriften und unterschiedlichen Texten besetzt, während auch das mit Abstand gesetzte Rahmenglas mit skripturalen Zeichen versehen wurde. Da ein Text in weiß, der andere in schwarz gemalt wurde, ergibt dies eine zwar unlesbare, aber sehr ästhetisch verdoppelte Chiffrierung.

Es ist typisch für die Schreibbilder von Rolf Hannes, dass sie zwar von skripturalen Inhalten bestimmt sind, dass diese aber keine Botschaften tragen, sondern einzig als Grundlage für die Bildkomposition wichtig sind. Vielfach wird der Text so oft wiederholt und überschrieben, bis dieser gänzlich unleserlich ist und zu Gunsten einer malerischen Form völlig in den Hintergrund tritt. Dies wird besonders in der Arbeit "Das wilde Denken" deutlich, in der sich durch die Schrift ein mittig offener Kreis gebildet hat, der als eigenständiges und tragendes Bildelement fungiert. "Das Licht" wirkt hell und durchscheinend, das Schriftbild liegt verborgen und geheimnisvoll wie hinter einem leichten Frühlingsvorhang in Rosa und Lichtgelb. Ähnlich verhält es sich in dem "Palimpsest" genannten Gemälde: hier weist ein plakativer blauer Pfeil auf die kaum noch wahrnehmbaren Schriftzeichen hinter der rostroten Farbwand.

Der Zyklus "Vom Sehen" umfasst grafische Schwarz-Weiß-Streifungen mit außergewöhnlichen Linienführungen. Wenn diese Holzschnitte auch anfangs streng anmuten im Vergleich mit den poetischen Notaten, enthalten die Linienverbände doch Leichtigkeit und Rhythmus. Es gibt Aussparungen im grafischen Gefüge, den Augen schmeichelnde Wellenbögen, zackige Horizonte und elegante Fischgratmuster.
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